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Medienpädagogin gibt Tipps Nach Video vom Amok-Alarm in Eversten – Was Eltern über TikTok wissen sollten
Die Verbreitung eines TikTok-Videos vom Amok-Alarm an der Oberschule Eversten wirft Fragen zur Mediennutzung von Kindern auf. Wie Eltern reagieren sollten, erklärt Medienpädagogin Christina ter Glane aus Oldenburg.

Besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt: In Deutschland nutzen über 20 Millionen Menschen die App TikTok.
dpa / Hannes P. Albert
Im Nordwesten - Eine Amok-Androhung sorgte an der Oberschule Eversten für einen absoluten Ausnahmezustand. Einige Schülerinnen und Schüler nahmen in diesen Momenten der Aufregung ein TikTok-Video auf, das sich in rasender Geschwindigkeit verbreitete und über 100.000 Menschen erreichte. Das Video wurde inzwischen gelöscht, aber die Diskussion bleibt: Was wissen Eltern eigentlich darüber, was ihre Kinder auf TikTok erleben? Und wie bespricht man die Mediennutzung am besten mit dem Nachwuchs?
Wie gefährlich ist TikTok?
TikTok ist eine populäre Video-Plattform, auf der ganz verschiedene Inhalte zu finden sind – von Tanzchoreografien bis hin zu ernsten Themen. Verpackt werden sie meist in kurzen Clips von 20 bis 60 Sekunden Länge, die Videos können aber bis zu zehn Minuten lang sein. Allein in Deutschland verzeichnet die App über 20 Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Dabei geben die allgemeinen Geschäftsbedingungen vor, dass User mindestens 13 Jahre alt sein müssen. Minderjährigen Usern wird automatisch ein privates Profil erstellt und sie benötigen zudem die Zustimmung ihrer Erziehungsberechtigten.
„TikTok zieht vor allem ein jüngeres Publikum an“, erklärt Medienpädagogin Christina ter Glane vom Verband zur Förderung von Medienkompetenz und Digitalprävention in Oldenburg. Dabei sei die Plattform ein bedeutender Katalysator für virale Trends und zeichne sich durch authentische Inhalte aus. Gleichzeitig habe sie aber auch Schattenseiten: „Es gibt Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit“, so ter Glane. Zudem könne die schnelle Natur der Inhalte bei TikTok zu exzessivem Konsum führen. Auch die Verbreitung von Fehlinformationen und die Teilnahme an sogenannten „Challenges“ sind Gefahren, die Eltern kennen sollten.
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Wie bleibt man auf dem Laufenden?
Christina ter Glane rät Eltern, einen offenen Austausch mit dem Nachwuchs zu pflegen und „Medien zur Familiensache zu machen“. Dabei dürften sich Eltern die Social-Media-Welt auch gerne mal von ihren Kindern erklären lassen, um das Netz aus deren Perspektive zu erleben. „Trotz des gebotenen Risikobewusstseins hilft es, den erhobenen Zeigefinger erstmal unten zu lassen“, so die Expertin. Direkt mit Ablehnung ins Gespräch zu gehen, sorge eher dafür, dass Kinder oder Jugendliche sich erstmal verschließen.
Eltern sollten aber auch ihre eigene Recherche betreiben, um bezüglich TikTok und Co. auf dem Laufenden zu bleiben. Dafür gibt es spezielle Angebote wie die Online-Vortragsreihe „Alles ok in WWW?“ des Präventionsrats Oldenburg oder der Podcast der Kampagne #sOLidarischimNetz, bei dem es in der Reihe „Netzwerkstattgespräch“ um Fragestellungen aus der digitalen Welt geht.
Wo und wie müssen Eltern eingreifen?
Es ist wichtig, Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass Fehler wie die Veröffentlichung unangebrachter Inhalte passieren dürfen und keine Sanktionen zu befürchten sind, wenn mal etwas schief geht. Vorbeugen lassen sich Fehltritte aber mit festen Absprachen und Regeln bezüglich Social Media innerhalb der Familie. „Ganz entscheidend dabei ist, Regeln für alle Familienmitglieder aufzustellen, nicht nur für den Nachwuchs“, betont Christiana ter Glane. Regeln können zum Beispiel eine tägliche maximale Nutzungsdauer oder das Festlegen von bestimmten Privatsphäre-Einstellungen beinhalten.
Sicherheit bei TikTok
Seit 2020 bietet TikTok in Europa einen „begleiteten Modus“ für Eltern an. Damit kann ein Elternteil sein TikTok-Konto mit dem Konto des Kindes verbinden und bestimmte Einstellungen festlegen.
Die tägliche Nutzungszeit der App kann beispielsweise auf 40, 60, 90 oder 120 Minuten beschränkt werden. Ist die Zeit aufgebraucht, wird ein Passwort benötigt. Zudem können Eltern festlegen, wer das Kind per Privatnachricht kontaktieren darf oder sie deaktivieren diese Funktion ganz.
Der „eingeschränkte Modus“ kann auch aktiviert werden. Dabei können Eltern und Kinder gemeinsam bestimmen, welche Kategorien von Videos angezeigt werden und welche nicht. Unangemessene Inhalte lassen sich so gezielt ausschließen.
Ter Glane rät Eltern dazu auf Warnzeichen zu achten – wenn sich der Nachwuchs dem Medienangebot beispielsweise gar nicht mehr entziehen kann – und einzugreifen, wenn man eine konkrete Gefährdung befürchtet. „Hier nicht wegzuschauen, ein offenes Ohr anzubieten und auch klar zu vermitteln, wenn Unrecht geschieht, stärkt das eigene Kind und gibt ihm Sicherheit“, so die Medienpädagogin.
Maike Schwinum Thementeam Soziales